Zündapp C50 Sport

 

 

 

 

1968 kaufte mein Großvater bei der Fa. Fuchs in Fladungen diese Zündapp C50 Sport. Für schnelle Besorgungen oder den Weg zur Wartung der Wasserversorgungsanlage des kleinen Dorfs in der Rhön war sie ideal. Ihr Standplatz war gleich hinter der Eingangstür zur Werkstatt. Um die 3 Stufen zur Tür zu überwinden, diente ein schmales Brett als Rampe. Die Einfahrt hat meinem Großvater ein besonderes Vergnügen bereitet. Er fuhr grundsätzlich mit Anlauf die Rampe hinauf, um mit quietschendem Hinterrad 10 cm vor der Werkbank zum Stehen zu kommen.

Solange ich mich erinnern kann, hatte die Zündapp  Probleme beim Kaltstart. Sobald der Motor warm war, lief sie aber  einwandfrei. Dass der Vergaser Falschluft zog, sollte sich erst 25 Jahre später herausstellen.
Auf der langen Sitzbank war immer genügend Platz für mich. Am liebsten saß ich allerdings vor  meinem Großvater und beobachtete die zitternde Tachonadel, die einfach nicht mehr als 50 km/h anzeigen wollte.

Als meine Beine lang genug waren, um von der Sitzbank aus den Boden zu erreichen, durfte ich nach genauer Einweisung in Fußschaltung, Bremsen und Zwischengas die ersten Fahrversuche auf einem abgelegenen Feldweg unternehmen.
Dank meines damaligen Fliegengewichts, war es dann auch kein Problem mehr,  die Tachonadel an die 60er Markierung zu bringen. Eine Fahrt auf der Zündapp war bei das Highlight bei jedem Besuch.

Im Sommer 1993 ging die diamantblaue C50 Sport als Erbstück in meinen Besitz über. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch mit der Restaurierung meines Consul Capri GT beschäftigt und stellte sie zunächst in einer Garage ab. Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, sie wieder in einen Top-Zustand zu versetzen.  Bis heute habe ich mich aber nicht dazu entscheiden können. Die Patina der vergangenen Jahre, die alten Aufkleber, die abgenutzten Griffe. Alles würde verloren gehen. Wäre es dann noch die authentische "Maschine", auf der ich meine ersten motorisierten Fahrversuche unternommen habe? Ich denke, sie würde ihren Charme verlieren, sie wäre nicht mehr "die Zündapp". 

So habe ich beschlossen, sie zu reparieren, wenn es nötig ist und den Verfall durch geeignete Maßnahmen so gut wie möglich zu bremsen. Als Ersatzteilspender habe ich mir in der Zwischenzeit  ein zweites baugleiches Modell zugelegt. Das war preiswerter als Einzelteile zu kaufen. Besonders holländische Fans der Marke Zündapp treiben die Ersatzteilpreise zur Zeit in die Höhe.
Der Motor wurde 1998 zerlegt, die Lager erneuert und mit neuen Dichtungen versehen. Eine neue Kette und neue Ritzel waren nach 30 Jahren auch kein überflüssiger Luxus. Das gebrochene Rücklichtglas wurde wie der marode Auspuff samt Krümmer gegen Neuteile ausgetauscht. Schwergängige Züge wurden mit Öl-Injektionen wieder leichtgängig gemacht, der steinharte Vorderreifen gegen ein neuen Pneu ausgetauscht.

Es macht richtig Spaß mit der Zündapp unterwegs zu sein. Bei kleinen Besorgungen gibt es keine Parkplatzsorgen und 50 km/h (ja, das Körpergewicht hat sich auch leicht erhöht) sind flott genug, um im Stadtverkehr und auf der Landstraße mitzuschwimmen. Highlights sind zweifellos kleinere Bergtouren auf wenig befahrenen Nebenstraßen. Da kann der Motor den Vorteil der Gebläsekühlung voll ausspielen. 

C. Richter  11/ 2005