Nach
vielen Diskussionen um die Zielsetzung und Pflichtenheft wurden
erste Design-Skizzen am 20. Oktober 1956 vorgestellt. Nachdem
diese Skizzen genehmigt waren, wurde sofort mit der Erstellung
eines Prototyps begonnen. Motor, Getriebe und Fahrwerk wurde in
eine Prefect-Karosserie eingebaut und ersten Tests unterzogen.
Ab Mai 1957 wurden weitere neue Komponenten entwickelt und noch
im Prefect getestet.
Ziel
war,
eine Ausgangsbasis für eine Reihe weiterer Variationen zu sein.
Dies sollte die Entwicklungskosten niedrig halten. Die sehr
erfolgreiche Anglia-Reihe stand Pate für außergewöhnliche
Dachform mit dem inversen Heckfenster, das
sonst nur noch bei Citroens Ami zu finden war. Offensichtlich
wollten die Designer die Heckflossen der amerikanischen
Vorbilder auch in diese Modellreihe einfließen lassen
und kreierten waagrechte Flossen, wie sie beim Chevrolet Impala
zur selben Zeit aktuell waren.
Im
Januar 1958 wurde die erste in Handarbeit erstellte Karosserie
fertiggestellt und von den Karosseriebauern auf den Namen
"Fred" getauft. Während "Fred" als
Erlkönig getarnt tausende Kilometer abspulte, wurden weitere 15
Prototypen aufgebaut. Ende März 1958 waren 16 Prototypen
in allen Teilen der Welt auf Testfahrt. Nummer 6 spulte in
Nairobi / Kenia fast 40.000 Kilometer mit einer
Durchschnittsgeschwindigkeit von 83,2 km/h bei einer
Außentemperatur von über 40 °C erfolgreich ab. Nummer 11 war
bei über -30 °C in den Bergen Schwedens unterwegs. Einen Monat
später wurden Nummer 13 und 14 in Detroit einem
Zerstörungstest unterzogen, während die verbleibenden
Fahrzeuge weiter unter Testbedingungen Kilometer sammelten und
in eigens für diese Tests errichteten Werkstätten gewartet und
auf Verschleiß untersucht wurden.
Fast
2 Millionen Kilometer wurden die Prototypen auch über
Schotterwege gejagt, im M.I.R.A. Staubtunnel tagelang
Wüstenbedingungen ausgesetzt und auf deutschen Autobahnen mit
130 km/h auf Vollgasfestigkeit getestet. Kurios waren Tests, bei
denen über lange Strecken eine schwere Last im 1. Gang gezogen
werden mussten. Tractor-Pulling in den 50ern!
Während
der 5 jährigen Entwicklungsphase wurden auch
Karosserie-Variationen entworfen, die die Produktlinie
erweitern sollten. Ein Beispiel für ein leider nicht verwirklichtes Modell war der
Consul Classic Estate, von dem ein Tonmodell im Maßstab 1:1
angefertigt wurde. Angesichts der enormen Ladekapazität wäre
der Estate ein wahres Raumwunder geworden. Diese Designlinie
wurde aber nicht weiter verfolgt und das Tonmodell wurde schon
kurze Zeit später wieder zerstört.
Verwirklicht
wurde schließlich eine sehr attraktive Version des Classic, der
Consul Capri 335. Unter dem Codenamen "Sunbird"
entstand ein 2 + 2-sitziges schnittiges Coupè. Der junge
Designer Charles J. Thompson war für die neue Dachlinie
zuständig. Ich hatte das Glück, Charles J. Thompson 1995 in Dagenham zu treffen. Er konnte sich noch gut an den Moment
erinnern, als Horace Denne in das Designstudio kam, in dem er
gerade an der Dachlinie arbeitete. Denne trat an sein Zeichenpult,
verweilte ein paar Minuten und ging mit den Worten:" Baut
den Wagen genau mit diesem Dach!" Der erste Prototyp, noch
als SB 60 gekennzeichnet, hatte dieselbe Frontscheibe und
Scheibenneigung wie der Classic. So ganz zufrieden war man damit
noch nicht und verkürzte die Scheibe auf Wunsch
Sir Patrick Hennessys um etwa 5 cm. Damit fügte sich das Dach harmonischer in die Gesamtlinie
ein. Allerdings erkaufte man sich damit ein geringere
Kopffreiheit, was eine geänderte Sitzposition nötig machte.
Das komplette Sitzgestell wurde um 5 cm tiefer gelegt. Die
Chromleisten an der C-Säule wurden am Übergang zu Kofferraum etwas
schlanker gestaltet und der Name endgültig auf Consul Capri
festgelegt.